Gerhard Fritsch

Gerhard Fritsch, geb. 28. 3. 1924 in Wien; 1942 Matura, danach Arbeitsdienst im Saarland; 1943/44 als Funker einer Transportfliegerstaffel in Norwegen, Finnland und Rußland; 1945 Kriegsgefangenschaft, Flucht und Rückkehr nach Wien; Studium der Germanistik und Geschichte, danach Tätigkeit als Gymnasiallehrer, Redakteur und Verlagslektor; ab 1951 Bibliothekar der Wiener Städtischen Bücherei; ab 1954 Leiter der Wiener Bibliothekarsausbildung und ab 1959 schließlich freier Schriftsteller und Redakteur der Literaturzeitschrift „Wort in der Zeit“ (bis zu seiner Kündigung durch die Verlagsleitung 1965); ab 1966 Mitherausgeber von „Literatur und Kritik“ und der Wiener Jahresschrift „Protokolle“; Freitod am 22. 3. 1969 in Wien.

*  28. März 1924

†  22. März 1969

von Hans Wolfschütz

Essay

Gerhard Fritsch zählt nicht zu jenen österreichischen Schriftstellern, die entscheidend neue Wege in der Nachkriegsliteratur aufgezeigt haben. Dazu fehlten ihm das ikonoklastische Pathos und der innovatorische Impuls der Autoren der ‚Wiener Gruppe‘ ober eines Thomas Bernhard (dessen Kompromißlosigkeit er stets bewunderte, ohne ihr selbst ganz folgen zu können). Ebensowenig aber läßt er sich, wie so viele andere österreichische Autoren seiner Generation, unter die Rubrik ‚Epigonentum‘ einreihen (obschon einige seiner Werke durchaus epigonale Züge tragen). Fritsch war eher eine Art literarischer Seismograph, in dem sich ein Stück lebendiger Literaturgeschichte verkörpert: an seinem Werk ließe sich ohne Mühe ...